„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ heißt es in einem alten Karnevalsschlager. Aus Sicht der Karnevalisten eine nachvollziehbare Sicht. Aber andererseits beginnt mit Aschermittwoch auch etwas: die Fastenzeit. Doch wer begrüßt schon eine Zeit des Verzichts, der Zurückhaltung, des Maßhaltens und des Mangels.

Die Fastenzeit in früheren Zeiten

In der christlichen Tradition des Westens beginnt die Fastenzeit an Aschermittwoch und dauert bis Karfreitag/Karsamstag vor Ostern. Die Zeit erinnert u. a. an die 40-tägige Fastenzeit von Jesus in der Wüste, wobei die Zahl 40 jedoch ursprünglich erher symbolischen charakter hatte. Später hat man die Sonntage dieser als kleine Hochtage herausgenommen um tatsächlich auf die Zahl von 40 Tagen zu kommen. An diesen Sonntagen ist ein kleines „Fastenbrechen“ erlaubt, um es mit einem Begriff aus der muslimischen Tradition zu benennen.

Im christlichen Europa des Mittelalters kannte man zusätzlich noch eine weitere Fastenzeit: den Advent. In beiden Fastenzeiten ging es um eine Zeit der Buße. Durch die innere Reinigung machten sich die Menschen in dieser Bußezeit bereit für die großen Feiertage Ostern und Weihnachten.

Dass vor allem die Fastenzeit vor Ostern mit der Tradtion des Verzichts auf üppige Mahlzeiten, Süßigkeiten und andere Genussmittel bis heute wirkt, ist u.a. darin begründet, dass im Mittelalter diese Zeit vor Ostern eine Zeit des jahreszeitlich begründeten Verzichts war. Es war die Zeit, wo die Wintervorräte der vergangenen Ernte zur Neige gingen und die Natur noch wenig neue Nahrung lieferte. Bis zu den ersten nahrhaften Frühlingsgewächsen wie z. B. Frühlingsgemüsen und Beeren war es noch etwas hin.

Fastenzeit in heutiger Zeit

Heute haben wir uns in der westlichen Zivilisation mit den vollen Supermärkten und dem allzeit verfügbaren Nahrungsangebot in diesem Bereich vom jahreszeitlichen Rhythmus des Nahrungsangebots unabhängig gemacht.

Aus gesundheitlicher Sicht macht Fasten großen Sinn. Ein Projekt der US-Raumfahrtbehörde NASA hatte verblüffende Ergebnisse. Dieses Projekt sollte eine eventuelle Besiedlung des Planeten Mars simulieren. Dazu wurden in der Wüste im Südwesten der USA eine Treibhaus ähnliche Kuppel errichtet, unter der ein Forscherteam z. B. ihre gesamte Ernährung vollständig selbst anbauen sollte. Dies gelang in dem Versuch nur mäßig, so dass die beteiligten Personen über die gesamte Dauer des Projektes leicht unterernährt waren. Bei den begleitenden gesundheitlichen Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Menschen mit dem Mangel gut zurecht kamen. Die gemessenen Körperwerte waren unerwartet gut. Das betraf z. B. das Herz-Kreislauf-System und die Gelenke.

Echtes Fasten mit einem zeitweisen Verzicht auf jegliche Nahrung wird zurzeit in verschiedenen Ländern der Welt erforscht und auch hier zeigen sich äußerst erstaunliche positive Effekte bei einer Vielzahl von psychischen und physischen Erkrankungen. Allersings sollte ein solches medizinisches Fasten dringend unter medizinischer Aufsicht stattfinden. Auch in Deutschland gibt es z. B. Spezialkliniken, die solche Fastenkuren anbieten.

Auch im übertragenen Sinne ist ein Verzicht in der Fastenzeit durchaus zu empfehlen. In der heuten Konsumgesellschaft stellen wir uns beim Einkaufen oder beim durchstöbern entsprechender Seiten im Internet häufig die Frage: „Kann ich das gebrauchen?“ Vielleicht stellen wir uns einfach auch einmal die Frage: „Kann ich darauf verzichten?“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine bewusste Fastenzeit.

Ihre Heike Zander-Krings